Am Abend geht’s wieder mal auf eine Party. Diesmal nicht zu den Portugiesen. Wir sind von Amerikanern zu einer Hauseinwheiung. Ich frage ab wann ein Einwanderer als Amerikaner gilt. Das kommt auf die community an. Und Portugisen gibt’s viele hier und so werde sie wohl nie Amerikanerin. Ausser wenn sie in Portugal ist.
Eigentlich hätte ich eine andere Fähre nehmen wollen, die näher an der Freiheitsstatue vorbei fährt. Aber heute ist Memorial Day. Das ist ein ganz wichtiger Feiertag wo alle New Yorker verreisen. Drum war’s auch so schwer eine Warmshower zu finden. Und deshalb fährt auch meine bevorzugte Fähre nicht. Vor 8 Uhr bin ich schon in Manhattan und fahre schwer bepackt, mit dem Velokarton und den ersten NY Einkäufen zu meinem Schlafplatz. Eine Nachbarin macht mir auf und so kann ich mein Gepäck im Garten deponieren. Und jetzt geht’s los ins Gewühl. Nein, Memorial Day, die New Yorker sind nicht da
Ich habe die Strassen fast für mich alleine, denn die Touris haben kein Auto. Mitten auf der Strasse kann ich Fotografieren und niemanden störts. Im Central Park ist viel los. Biker und Jogger ziehen ihre Runden, dazwischen Spaziergänger, Kinderwagen und Touristen. Ich fahre auch einmal rundherum. Dann aber wieder ins einsame Manhattan. Empire State Bilding, Lincoln Tower, Metropolitan und Central Station sind auf dem Programm. Das ESP enttäuscht mich, ich hatte das als beeindruckendes Gebäude in Erinnerung und jetzt ist es nichts besonders. Sind das die 37 Jahre die ich älter geworden bin oder die Gebäude rundherum die gewachsen sind?
Jetzt kommt der 2. Teil vom einkaufen. Ein Teleskop soll es sein, eines das die Sterne selber findet. Als mir der Verkäufer die Schachtel bringt erschrecke ich schon etwas. Eine Riesenschachtel. Das hat viel kleiner ausgesehen neben den noch viel grösseren. Auf dem Gepäckträger unmöglich, also auf den Sitz. Aber da kann ich kaum mehr steuern. Zum Glück sinds nur 11 Blocks. Ich habe etwas Angst wie ich das alles Aufgeben will. Bei meinem Gepäck angelangt öffne ich die Schachtel. Es ist nicht ganz so gross wenn man die Verpackung weglässt.
Ich fahre nochmals los. Little Italy, Chinatown und die Brooklyn Bridge. Ein Teil der Brücke für die Fussgänger und Velofahrer reserviert und die Touristen sind alle auf der Brücke. Die ärmsten Velofahrer die es auch versuchen, kommen kaum durch. Ich hab mein Velo zum Glück vor der Brücke stehen lassen. Aber die Aussicht von der Brücke ist schön. Auf meinen Ausflügen durch Manhattan lege ich nochmals 75 km zurück und bin jetzt mehr wie 6000 km seit meinem Start am 18.3.
Als ich wieder bei meinem Übernachtungsplatz bin kommt meine Gastgeberin auch gleichzeitig von ihrem verlängerten Wochenende zurück. Im Hinterhof wo ich meine Sachen habe ist Party. Ich werde mit einem Bier begrüsst. Muss mich aber vor allem um mein Gepäck kümmern. Ein Handgepäckkoffer habe ich mir erstanden und da muss mein neues Teleskop rein, das mindestens doppelt so gross ist. Das Stativ kommt in den Velokarton und nach grosszügigem abschneiden von der Verpackung passt genau rein. Zum Essen gehen wir in ein äthiopisches Restaurant. Viele verschiedene Fleisch und Fischspeisen die man direkt mit Brotfladen ab der Servierplatte ist. Nicht gerade ein typisches New Yorker Gericht aber sehr gut.
Da ich wie üblich früh aufwache habe ich genügend Zeit um zum Flughafen (JFK) zu kommen. Das Packen ist eine logistische Herausforderung. Zuerst muss alles aufs Velo, nicht dass das dann noch zu fahren wäre. Also schiebe ich mein Velo zur ersten Metrostation. In den Lift rein geht’s grad noch wenn ich das Velo quer stelle aber raus geht’s durch die andere Türe und da steht das Velo Quer davor. Keine Chance das Velo rauszubekommen. Also wieder rauf und von der 44. Strasse zur 42. Da ist der Busterminal. Da soll der Lift grösser sein. Tatsächlich ein Riesenlift. Man könnte beinahe nochmals eine kleine Runde fahren da drin. Aber da stellen sich 2 Probleme. Die Metrolinie die ich nehmen sollte hat eine Panne. Ich muss also einen Umweg fahren habe aber genug Zeit. Das andere Problem macht mir etwas Angst. Um in die Metro zu kommen hat’s noch eine steile Treppe und die Rampe ist geschlossen. Ich warte einem Moment ab wo niemand auf der Treppe ist und mach mich langsam voran. Beide Hände an den Bremsen und dagegen stemmen. Langsam Stufe für Stufe geht’s runter und viel einfacher als erwartet komme ich unten an. Die lange Metrofahrt in der überfüllten Bahn ist nicht gerade angenehm aber Problemlos. Am Flughafen dann das grosse Ver-und Umpacken und schon bin ich wie ein normaler Reisender mit meinem neuen Rollköfferchen am Gate. Bis zum Abflug bleibt noch genügend Zeit diesen Bericht hochzuladen. Nur JFK hat kein Wi-Fi. An verschiedenen Orten habe ich nachgefragt aber es bleibt dabei. Vielleicht klappts in Istanbul.