Der halbe Ruhetag hat gut getan. Vor allem auch um mich auf mein wichtigstes Ziel für solche Reisen zu besinnen – nicht Leiden. In den letzten Tagen habe ich mich immer wieder mal erschöpft gefühlt und mich zwischendurch gefragt: wieso machst du das eigentlich. Und heute morgen musste ich mich sogar überwinden aus dem Bett zu steigen.
War es ein zu schneller Einstieg und eine zu schnelle Themperaturdifferenz? In der Wüste war es doch bis 35 Grad und der Jetleg ist ja auch noch oder war mein Husten doch etwas mehr als nur Husten oder bin ich einfach älter geworden? Jedenfalls muss ich etwas ändern.
Für Sonntag Nacht habe ich eine Reservation im Grand Canyon. Die ist fix und die möchte ich nicht verpassen. Das heisst ich muss am Samstag Vormittag Bein South Rim ankommen um mich gut auf den grossen Abstieg vorzubereiten. Das sind 350km in 3 1/2 Tagen. Im normal Fall machbar aber ich will es ja ruhiger nehmen. Strecke und Zeit lässt sich nicht ändern aber das Verkehrsmittel. Und so fahre ich mit dem Velo in Kingsman los. Nach 40km mache ich Autostop. Und so bin ich ganz schnell in Seligman, 140km weiter und 600 Meter höher.
Seligman ist eigentlich der Geburtsort der neuen Route 66. Der Barbier von hier hat, als die Interstate 40 gebaut wurde und niemand mehr die alte R66 gefahren ist, die Initiative ergriffen und den Ort, man kann fast sagen zu einem Museum gemacht. Die Strecke wurde jetzt mit Historic Route 66 be schildert. Er selbst hat noch bis Corona rasiert und sich jetzt mit 95 Jahren Pensioniert. Nach 2 Jahren ohne Messer hat er sich nicht mehr getraut wieder anzufangen. Sein Saloon ist heute Museum uns Souvenierladen.
Ich sitze draussen in einem Café und schaue den Touristen zu. Es kommen viele Motorradgruppen vorbei. Europäer die sich für 2 Wochen Route66 mit dem Motorrad gebucht haben. Sie sehen so gar nicht wie Töfffahrer aus sondern eher nach Vertreter oder Lehrer. Aber jetzt kurz vor der Pensionierung schnallt man sich nochmals die Lederjacke um und beweisst sich selbst dass man noch jung ist.