Panne

Der Morgen ist wirklich herrlich. Zwar etwas kühler und der Wind wie erwartet weniger stark. Aber das hat auch Vorteile. Weniger kalt und das fahren wird einfacher. Weiter vorne auf der linken Straßenseite bewegt sich etwas. Könnte das ein Radfahrer sein? Es ist einer. Mit einem Liegerad mit Anhänger. Sieht alles ziemlich gebastelt aus. Auch der Fahrer. Man denkt eher an einen Obdachlosen als an einen Tourenfahrer. 20 Meilen hätte er sein Rad gestern gegen den Wind geschoben und dann keinen Platz zum schlafen gefunden, so hätte er halt die ganze Nacht weitergeschoben und sei so doch auf 80 km gekommen. Da kann man nur sagen, des einen Leid des Anderen Freud.
Auf einer Strasse die genau in Windrichtung verläuft, komme ich gerade wieder auf Höchstgeschwindigkeit las mein Pony unstabiel wird. Wieder mal einen Platten. Schnell gewechselt, Rad wieder rein anziehen – klaks, der Schnellspanner ist gebrochen. Eine kleine Sache wenn man einen Ersatz hat. Ich habe keinen und es fällt mir nichts ein wie man das provisorisch reparieren könnte. Also wieder mal Autostopp. Gleichzeitig in beide Richtungen. Ein schwarzer Pickup wendet, kommt zurück und nimmt mich mit. Aber in den nächsten Dörfern hat’s keinen Velohändler. Der nächste ist 200 km weiter. Er bringt mich zu einem Freund, ein Bastler der mehrere Schuppen voll alter Metallteile hat und auch draußen sind riesige Haufen Metall. Aber eine Achse die meinen Schnellspanner ersetzen könnte finden wir nicht. Wir fahren zu den 3 Eisenwahrenhändlern im Ort. Zu kurz, zu dick, alles hat’s nur nichts passendes. Also versucht er so ein Teil auf seiner Drehbank zu machen. Die eine Seite ist schon mal gut. Das Ganze passt auch in die Nabe. Also noch ein Gewinde auf der Gegenseite einschneiden. – Nein!!!  Nicht mit der Drehbank auf höchster Geschwindigkeit. Zu spät. Anstelle des Gewindes ist die Achse dort einfach dünner. Der Bastler ist untröstlich, ich hätte das Gewinde von Hand drehen müssen. Mein Retter mit dem Pickup kommt. Wir laden das Velo wieder auf. Der Bastler meint noch, jetzt weiss ich wie ich es hätte machen sollen, ich mach mich gleich an die Arbeit. Wenn also jemand einen Schnellspanner braucht, in Holly Colorado hat’s einen Hausgemachten. Mein Pickupfahrer bringt mich 200 km weiter nach Garden City. Der Velohändler ist schon geschlossen. Öffnet morgen um 8h. Ab ins Hotel. Diesmal richtig luxuriös und nicht mal teuer.
Auf dem Weg ins Restaurant gehe ich noch ein Bier kaufen. Natürlich eingepackt in einen neutralen Papiersack. Als die Bedienung die eingepackte Brotbüchse sieht, nein das muss draussen bleiben. Mit einem braunen Papiersack neben mir will sie mich nicht bedienen und bleibt standhaft dabei. In einem kleinen Mexikanischen Fastfood bekommen ich dann, trotz Anwesenheit des Papiersackes doch etwas zu essen.

2 Gedanken zu „Panne

  1. Liebe Jean-Pierre – habe mich grad ein bisschen durch deine Reiseberichte gelesen. Super spannend, was du alles erlebst!! Geniesse es ganz fest und häb dr Sorg. Liäbä Gruäss, Evelyn

  2. Ja, das ist ärgerlich, wenn eine Panne eintritt. Aber Du schaffst es immer, eine Lösung zu finden. Toll!
    Rund um Garden City sieht die Landschaft auf Google Maps lustig aus: Tausende Rundfelder, bewässert, in allen Grünschattierungen. Das muss eine grosse Landwirtschaftszone zu sein.

    LG, Rpf

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